Whittingford and His Cat

Aus Encyclopaedia Albernica
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Whittingford and His Cat ist ein Märchen aus der Reihe Albernian Fairy Tales.

Whittingford and His Cat

Zur Zeit des berühmten Königs Edmund III. lebte ein kleiner Junge, Dick Whittingford genannt, dessen Vater und Mutter starben, als er noch sehr klein war. Weil der arme Dick nicht alt genug war, um zu arbeiten, ging es ihm sehr schlecht: Denn die Leute aus seinem Dorf waren ebenfalls arm und konnten ihm nicht viel abgeben. Nun hatte Dick viele sonderbare Dinge über die große Stadt namens Aldenroth gehört. Die Landleute dachten zu dieser Zeit nämlich, dass die Stadtbewohner allesamt feine Leute seien und dass die Straßen alle mit Gold gepflastert seien.

Eines Tages fuhr ein großer Wagen mit acht Pferden durch das Dorf, und als Dick ihn sah, dachte er sich, dieser Wagen müsse geradewegs in die Stadt Aldenroth fahren. Und so fragte er den Fuhrmann, ob er neben dem Wagen her mitgehen dürfe. Der Fuhrmann sagte, wenn er wolle, könne er schon mitgehen, und so gelangte Dick wirklich nach Aldenroth.

Er war so ungeduldig, die goldenen Straßen zu sehen, dass er sofort wegrannte, durch viele Straßen, in der Erwartung, bald die zu erreichen, die mit Gold gepflastert waren. Der arme Dick rannte, bis er müde war, als er schließlich merkte, dass er überall nur Dreck statt Gold sah. Und als es dunkel wurde, setzte er sich in eine dunkle Ecke und weinte sich in den Schlaf. Am nächsten Morgen stand er auf, und weil er hungrig war, bat er jeden dem er begegnete um einen halben Penny. Doch keiner der Bürger blieb stehen, um ihm zu antworten, nur einer von ihnen sagte unfreundlich: "Geh doch arbeiten, du fauler Nichtsnutz." - "Das will ich gerne tun", sagte Dick, "ich werde für Euch arbeiten, wenn Ihr mich lasst." Doch der Mann fluchte nur und ging weiter.

All dies ging so lang, dass Dick bald kurz vor dem Verhungern war und sich aus lauter Schwäche vor die Tür des Mr Fitzwarren, eines reichen Kaufmannes, legte. Bald hatte ihn jedoch dessen mürrische Köchin entdeckt, und sie rief ihm zu: "Was hast du hier zu suchen, du fauler Hund? Wenn du nicht gleich verschwindest, werden wir sehen, wie dir ein Spülwasserguss zusagt!" In diesem Augenblick kam Mr Fitzwarren selbst nach Hause und sah den schmutzigen, zerlumpten Jungen vor seiner Türe liegen. Er fragte ihn: "Warum liegst du denn hier statt zu arbeiten? Ich fürchte, du neigst zur Faulheit." - "Nein, Sir, wirklich nicht", sagte Dick, "ich würde gerne arbeiten, aber ich kenne hier niemanden, und bin schon ganz krank vor Hunger." Da beschloss der freundliche Kaufmann, ihn als Hausburschen anzustellen und ihn der Köchin bei der Arbeit helfen zu lassen.

Dick hätte nun ein glückliches Leben bei dieser Familie führen können, wenn nicht die launische Köchin gewesen wäre. Sie überwachte ihn immerzu, und ohne Anlass prügelte sie ihn mit einem Besen oder was ihr sonst in die Hände fiel. Irgendwann erfuhr Alice, Mr Fitzwarrens Tochter, wie die Köchin Dick misshandelte; und sie drohte ihr, sie werde sie entlassen, wenn sie Dick nicht freundlicher behandle. Daraufhin wurde das Betragen der Köchin etwas besser.

Doch Dick hatte noch ein weiteres Problem: Sein Bett stand in einer alten Dachkammer, die jede Nacht von Mäusen und Ratten heimgesucht wurde. Darum beschloss er, von seinem wenigen Geld eine Katze zu kaufen. Nachdem er für zwei Penny eine bekommen hatte, versteckte er sie in seiner Dachstube und hatte bald keinen Ärger mehr mit Mäusen und Ratten.

Bald darauf sollte jedoch ein Schiff des Mr Fitzwarren in See stechen, und es war Brauch, dass alle seine Diener dadurch die Gelegenheit haben sollten, zu Reichtum zu kommen. So rief er sie alle zusammen und fragte, welches Kapital sie einsetzen wollten. Alle hatten etwas, das aufs Spiel zu setzen sie bereit waren. Nur der arme Dick besaß weder Geld noch Gut. Er sagte: "Ich habe nichts als eine Katze im Wert von zwei Penny." - "Dann nimm doch deine Katze, mein Junge", sagte Mr Fitzwarren, "und schicke sie mit auf die Reise." Da ging Dick hinauf, holte die Katze und gab sie dem Kapitän. "Jetzt werden mich die Ratten wieder die ganze Nacht wach halten", sagte Dick, und die ganze Versammlung lachte über seinen sonderbaren Einsatz. Ms Alice aber hatte Mitleid mit ihm und gab ihm das Geld, sich eine andere Katze zu kaufen.

Dies und andere Gunstbeweise von Ms Alice machten die mürrische Köchin eifersüchtig auf Dick, und sie begann mit dem Armen grausamer umzuspringen als eh und je.

Schließlich konnte Dick diese Behandlung nicht mehr ertragen, und er beschloss wegzulaufen. Am frühen Morgen des All-Hallows-Day, dem ersten November, packte er seine wenigen Habseligkeiten und brach auf. Er war bereits bis Tideway gekommen, als er sich auf einen Stein setzte - der bis heute "Whittingfords Stein" genannt wird - um nachzudenken, welchen Weg er nehmen sollte. Während er aber überlegte, begannen die Glocken der St.-Johns-Kirche zu läuten, und ihr Klang schien zu sagen:

"Kehr um, Whittingford, dreimal Lord Mayor von Aldenroth."

"Lord Mayor von Aldenroth!" sagte er da zu sich. "Ich würde fast alles auf mich nehmen, um einmal Lord Mayor von Aldenroth zu sein. Darum will ich lieber zurückgehen und die Schläge der alten Köchin ertragen, wenn ich letzten Endes Lord Mayor werden soll." Und so kehrte Dick um und erreichte das Haus zum Glück so rechtzeitig, dass er seine Arbeit beginnen konnte, bevor die Köchin herunterkam.

Nun aber müssen wir Dicks Katze bis zur medeischen Küste folgen. Das Schiff des Mr Fitzwarren war lange auf See gewesen und gelangte schließlich zu einem Küstenstrich Medeas, der den Alberniern noch unbekannt war. Die Bewohner kamen scharenweise herbei, denn die Seeleute hatten eine andere Hautfarbe als sie und boten viele schöne Waren zum Tausch an. Dem König des Landes gefielen diese Waren so gut, dass er den Kapitän des Schiffes in seinen Palast zu einem Festmahl einlud. Doch sie waren noch nicht lange gesessen, als plötzlich Unmengen von Mäusen und Ratten hereinkamen und im Nu die gesamten Speisen verschlungen hatten. Alle Anwesenden klagten laut über die Plage; und sie äußerten, der König würde seinen halben Schatz dafür geben, wenn das Land endlich von dem Ungeziefer befreit würde.

Da sprang der Kapitän vor Freude auf, denn er erinnerte sich an die Katze des Dick Whittingford. Er erzählte sogleich dem König, er habe ein Tier an Bord, das der Plage augenblicklich ein Ende bereiten würde. Als der König dies hörte, rief er: "Bring mir sofort dieses Tier! Und wenn es hält, was du versprichst, werde ich zum Dank dein Schiff mit Gold und Juwelen füllen." Der Kapitän eilte, Whittingfords Katze von Bord zu holen, und als er mit ihr zurückgekehrt war, musste man sie nicht lange bitten: In wenigen Minuten lagen fast alle Mäuse und Ratten tot zu Füßen der Hofgesellschaft. Der König war überglücklich, als er dies sah und hörte, dass die Jungen der Katze das ganze Land bevölkern und so von der Rattenplage befreien würden. Zum Dank handelte er die gesamte Schiffsladung ein und gab dem Kapitän für die Katze noch viermal so viel, wie die ganze Ladung wert gewesen war. Da verabschiedete sich der Kapitän, setzte die Segel gen Albernia und kam nach glücklicher Reise in Aldenroth an.

Eines frühen Morgens erreichte Mr Fitzwarren also in seinem Kontor die Nachricht von der glücklichen Heimkunft seines Schiffes Unicorn, und der Kaufmann dankte Gott dafür, dass er ihm eine so glückliche Unternehmung beschert hatte. Die Seeleute erzählten daraufhin die Geschichte mit der Katze und zeigten die prächtigen Geschenke, die der König Dick Whittingford mitgegeben hatte. Nun zeigte Mr Fitzwarren, dass er ein wahrhaft guter Mensch war, denn als einige der Seeleute meinten, der Schatz sei doch viel zu groß für den armen Jungen, sagte er: "Gott bewahre, ich möge ihm einen einzigen Penny nehmen. Alles gehört ihm, und er soll auch alles bekommen." Mr Fitzwarren lies Dick sogleich in sein Kontor kommen und erzählte ihm die Geschichte von Anfang bis zum Ende. Dick vermutete zuerst, Opfer eines bösen Scherzes zu sein; doch als er den Schatz mit eigenen Augen sah, wusste er vor Freude gar nichts zu sagen. Er bat seinen Herren, von den Reichtümern zu nehmen, denn schließlich verdanke er sein Glück nur ihm; doch der Kaufmann lehnte dieses Ansinnen ab. Doch Dick war trotzdem viel zu gutherzig, um alles für sich zu behalten, und so beschenkte er den Kapitän, die Seeleute und die übrige Dienerschaft; sogar die böse Köchin bekam etwas von seinem Reichtum ab.

Und da sich Dick nun wie ein Edelmann kleiden konnte und Ms Alice die schönsten Geschenke machte, die man sich nur vorstellen kann, entdeckte sie bald ihre Liebe zu ihm. Mr Fitzwarren stimmte der Heirat nur zu gerne zu, und am Tage ihrer Hochzeit wurden sie vom Lord Mayor, den Aldermen, den Sheriffs und den reichsten Kaufleuten der Stadt zur Kirche begleitet. Mr Whittingford und seine Frau hatten mehrere Kinder und lebten in großem Glanz. Er wurde Sheriff und dreimal Lord Mayor von Aldenroth, wie es ihm an jenem All-Hallows-Day vorausgesagt worden war. Für seine Verdienste um Stadt und Land wurde er von King Andrew V. zum Ritter geschlagen.

Sir Richard Whittingford mit seiner Katze auf dem Arm konnte man noch bis zum Jahre 1720 bewundern: In Stein gehauen über dem Tor des alten Waisenhauses von Tideway, das er von seinem Geld erbauen lies.